Zwischenbilanz 2016 (aktualisiert)

Allgemeine Informationen

 Die ADV-Zahlen mit den Jahresergebnissen der deutschen Verkehrsflughäfen liegen vor.

Die Flughafen Dortmund GmbH hat ihre verkündeten utopischen Ziele und Prognosen mit der Zielmarke von über 2 Millionen Passagieren im letzten Jahr nicht erreicht. Im Geschäftsbericht 2015 vom 30.03.2016 erwartete sie für das Jahr 2016 ein Plus von 5,8 % auf rd. 2,1 Millionen Passagiere. Die Realität ist für die Verantwortlichen und Befürworter ernüchternd, denn ein Minus von 3,35 % gegenüber dem Vorjahr brachte ein Endergebnis von 1.918.843 Passagieren. Aber man gibt sich optimistisch und hält an dem Ziel von 2,5 Millionen Passagieren bis zum Jahre 2020 fest*. Diese Zielsetzung bedingt ein Wachstum von fast 30 % in nur 3 Jahren. Utopisch?!

*Quelle: http://www.aereotelegraph.com/flughafen-dortmund-strebt-ausbau-an vom 04.01.2017

Die Geldquelle sprudelt an der Wickeder Chaussee

 Unbeirrt von der allgemeinen Branchensituation, dass die Regionalflughäfen generell nicht von den Passagierzuwächsen im Luftverkehr profitieren und durchweg Verluste in 2016 verzeichneten, wird an der Wickeder Chaussee weiter kräftig investiert.  3,5 Millionen Euro flossen und fließen in die Erneuerung des Instrumentenlandesystems, weitere hohe Summen in die Einrichtung eines weiteren Check-in-Schalters und Erneuerung einer Toilettenanlage.

 Und der Aufsichtsrat, dem auch Dortmunder Ratsvertreter angehören, die damit auch den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet sind, nickt lt. Presse-mitteilung des Flughafens vom 20.05.16 diese Millionen schweren Investitionen weiter ab.  Weil man sich der Verpflichtung durch das AR-Mandat „zum Wohle des Unternehmens zu handeln“ stärker gebunden fühlt als durch das Ratsmandat?

 Die Quelle darf nicht versiegen – die DSW21 macht´s möglich

 Auflagen der europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA*erfordern bis zum Jahresende 2017 Sicherheitsflächen (RESA) an den Bahn-enden. Die ICAO (Internationale zivile Luftfahrtorganisation) fordert 90 m und hält bis 240 m für wünschenswert! Und wozu hat sich der Flughafen entschlossen? Wir wissen es nicht!

 *EASA: Flugsicherheitsbehörde der Europäischen Union. Sie hat u.a. die Auf-gabe, einheitliche und hohe Sicherheits- und Umweltstandards auf euro-päischer Ebene zu erstellen und zu kontrollieren. Sie berät die Europäische

 Kommission und wird vom Europäischen Parlament kontrolliert.

 Quelle: WIKIPEDIA

 Die erfolgten Bauarbeiten im Zuge der Erneuerung des Landesystems lassen darauf schließen, dass parallel auch Arbeiten zu diesem Projekt (RESA-Flächen) erfolgt sind. Außer einer Pressemitteilung vom 20. Mai 2016 nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrates – zu der ein „Sachverständiger“ eingeladen war – gibt sich der Flughafen-Geschäftsführer entgegen sonstiger Gewohnheiten seltsam zugeknöpft. Auch die Auskünfte in der Sitzung der Lärmschutzkommission im Oktober letzten Jahres waren dürftig. Die Bezirksregierung bestätigte lapidar, dass selbstverständlich keine Baumaß-nahmen ohne ihre Genehmigung erfolgen. In der Kommissionssitzung am 15. März wird die Bezirksregierung vermeintlich weitere Auskünfte erteilen.

 Sensibilisiert durch die über Jahrzehnte praktizierte Salamitaktik wittern wir aus nachvollziehbaren Gründen einen Schachzug, der zumindest den Ge-schäftsführer im Mai 2016 zufrieden stellte. Teilt er in der Pressemitteilung u.a. mit: 

„Die Ergebnisse weisen den Weg zu notwendigen Maßnahmen, deren Umsetzung die infrastrukturelle Leistungsfähigkeit gewährleistet und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Flughafens sichert…

Wir gehen davon aus, spätestens ab Ende 2018 eine gerichtlich bestätigte Verlängerung der Betriebszeit nutzen zu können… In der Zwischenzeit schaffen wir die Voraussetzungen für die EASA-Zertifizierung … Für die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens zum Ausbau der Start- und Landebahn ist die Zeit dagegen noch nicht reif. Zuerst sind die Betriebszeiten abschließend und rechtssicher zu gestalten. Daneben ist die EASA-Zertifizierung zu erarbeiten und parallel wird die Infrastruktur ertüchtigt.“

 Erinnerungen an die über 20 Jahre alten Ausbauforderungen werden wach:

 Die Fluggesellschaft „eurowings“ und weitere Firmen, wie HOESCH, forderten den Ausbau – und machten auf der teuren Piste danach recht bald den Abflug…

 Schon fast in Vergessenheit geraten ist, dass „Air Berlin“ vor ca. 10 Jahren Ein-schränkungen bei Starts auf den wenigen Flügen zu den Kanaren wegen der „zu kurzen  Bahn“ hinnehmen musste und angeblich Gepäck zurück blieb – bei sommerlichen Temperaturen von über 25 Grad und Schwachwindlagen… Also forderte man die Bahnverlängerung – um den wichtigen Kunden nicht zu verlieren! Dass man eine Lösung fand, indem man die 60 m Sicherheitsstreifen an den Bahnenden per Sondergenehmigung mitbenutzen durfte, wurde tunlichst verschwiegen. Und geriet inzwischen vollkommen in Vergessenheit. Denn auch „Air Berlin“ hat längst den Abflug gemacht.

 Nun muss ein neues Beispiel herhalten:

 Der Platzhirsch „WizzAir“ will in den Jahren 2019 – 2024 größere Jets mit bis zu 240 Sitzplätzen, den Airbus A321neo, anschaffen. Diese generelle Ankündigung ist das erneute Argument für die Forderung nach  einer Bahnverlängerung, hilfsweise zunächst für die „Ertüchtigung“ der Bahn durch diverse, bisher nicht präzisierte Maßnahmen. Denkbar wäre auch der  genehmigungsrechtlich langwierige Weg einer Schwellenverlegung im Osten mit der Folge niedrigerer Überflughöhen im Landeanflug über Unna. Aber alles ist noch nebulös!

 Wer garantiert, dass diese Fluggesellschaft in 2, 4, 7 Jahren hier noch verkehrt?

 Denn täglich kommen über die Nachrichtenportale Meldungen zu Veränderungen, die vor 2 Jahren noch niemand für möglich gehalten hätte. Dazu gehört auch:

 Groß-Flughäfen nehmen Billigflieger auf

 Die Entwicklung setzt sich verstärkt fort.  Die Billigflieger wechseln von den Regional- zu den Großflughäfen. Am größten deutschen Flughafen Frankfurt geht nach „Ryanair“ auch „ WizzAir“ an den Start.  Und gibt dafür zunächst eine Verbindung vom Flughafen Hahn auf!

 Diese rasante Entwicklung in der Luftverkehrswirtschaft ignorierend, träumt der Dortmunder Flughafen-Geschäftsführer im Interview vom 04.01.2017  www.aerotelegraph.com (Dortmund strebt Ausbau der Startbahn an):

 „Dortmund ist der einzige internationale Verkehrsflughafen in der Metropole Ruhr mit über 5 Millionen Einwohnern. Er weist mit etwa 8 bis 10 Millionen Menschen in einem Radius von einer Stunde Anfahrzeit ein beträchtliches Passagierpotential auf.“

 Was er vergaß: Das Ruhrgebiet hat 51 Millionen Einwohner …

 Der Wunsch nach der Stationierung von Flugzeugen hat sich bisher hier nicht erfüllt: Allerdings wird „WizzAir“ im Juni am Flughafen London-Luton ihren 28. Standort und damit erstmals eine Basis in Westeuropa eröffnen. Die bisherigen 27 WizzAir-Standorte liegen allesamt im Osten Europas. (Quelle: aerotelegraph)

Düstere Aussichten für Regionalflughäfen – aber doch Licht am Ende eines langen Tunnels?

 Glaubt man einem Experten der Luftverkehrsbranche, müssen sich die deut-schen Regionalflughäfen auf eine lange Durststrecke einrichten. Der neu gewählte Präsident der ADV (Arbeitskreis Deutscher Verkehrsflughäfen) und langjährige Geschäftsführer des Flughafens Köln-Bonn, Michael Garvens, ist sicher, dass die kleineren Flughäfen dann einen Boom erleben, wenn die Kapazitäten der großen Flughäfen ausgeschöpft sind – in 15 bis 20 Jahren!

 (Quelle: www.airliners.de vom 24.01.2017)

 

 

 

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