Rundbrief November 2017

Gibt es Neuigkeiten?

Wir freuen uns, dass im Widerstand gegen die permanente Salamitaktik des
Flughafenausbaus ein relativ ruhiges Arbeitsjahr zu Ende geht.

Die Flughafen GmbH hat noch kurz vor Jahresende 2016 den erneuten Antrag auf
Genehmigung des Nachtflugs bei der Bezirksregierung Münster gestellt. Der nun
dort bearbeitet wird. Die Entscheidung wird wahrscheinlich Anfang des neuen Jahres
fallen. Wir haben Zeit…

Den Privatklägern/-klägerinnen sowie der Stadt Unna als klagende Kommune sind
die neuen Antragsunterlagen zugestellt worden. Für alle anderen (Bürger/innen)
ist die Genehmigung rechtskräftig! Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte im
Dezember 2015 entschieden, die im Mai 2014 erteilte Genehmigung sei fehlerhaft
und dürfe nicht vollzogen werden. Aber es bestehe die Möglichkeit der „Heilung”.
Da die streitenden Parteien auf die Klage zur Zulassung der Revision verzichtet
hatten, galten ab Februar 2016 wieder die alten Betriebszeiten von 6.00 bis 22.00
Uhr + 60 Min. Verspätungsregelung für Landungen (max. 20/Monat).

Der „Heilungsprozess” umfasst nicht nur ein umfangreiches Antragsschreiben,
sondern auch neue Gutachten. Und wiederum Schreiben von Fluggesellschaften, die
die Notwendigkeit der Betriebszeitenverlängerung bis in die Nachtstunden beteuern.
Aus eigenen betriebswirtschaftlichen Gründen. Aber auch, um spät abends am
Drehkreuz München die Umsteiger aus der ganzen Welt nach Dortmund abzugreifen.

Zahlen werden weder genannt – geschweige denn belegt. Insoweit nichts Neues
gegenüber dem Erstantrag.

Sollte die Bezirksregierung die Genehmigung erteilen, werden die bisherigen Kläger/
innen erneut den Rechtsweg beschreiten.

Auch der Flughafen-Geschäftsführer hat angekündigt zu klagen, falls die
Genehmigung nicht erteilt wird. Die anfallenden Kosten müssen ja die Dortmunder
Bürgerinnen und Bürger zahlen! Es bleibt also spannend.

Der Flughafen in der Momentaufnahme

Flughafen Dortmund – teurer als man denkt! Daran hat sich nichts geändert. Die
Dortmunder Bürgerinnen und Bürger zahlen weiterhin einen hohen Preis. Im
letzten Jahr betrug (nach einem Minus von 17,8 Millionen Euro in 2015) das Defizit
14,8 Millionen Euro, denn man hatte (Pensions-) Rückstellungen aufgelöst. Das ist
nicht laufend möglich, so wird der Verlust in diesem Jahr wieder steigen. Weitere
Investitionen, wie die Erneuerung des Instrumentenlandesystems und Umbauten
im Terminal verschlechtern das Ergebnis. Zudem entwickeln sich die Passagierzahlen
nicht wie erhofft. Mit den neuen Strecken nach Wien und Hurghada (Ägypten) will
man die 2 Mio.-Grenze knacken. Auch wagt die Lufthansa/eurowings ein Experiment:
Bisher blieb im Winter die Morgenmaschine aus München bis zum Nachmittagsflug
am Flughafen – nunmehr schickt man sie auf einen zusätzlichen Umlauf nach
München. Während des Sommerflugplans verkehrte sie auf der Strecke nach Palma
de Mallorca.
Die wichtige Zielmarke 2 Mio. Passagiere sollte auch vor dem Hintergrund der
Bodenabfertigungsdienste gesehen werden. Denn bei über 2 Mio. Fluggästen sind diese Dienste (100 Beschäftigte) öffentlich auszuschreiben. Verliert der Flughafen die Ausschreibung (wie zuvor die für die Sicherheitskontrolldienste), weil er die Ausschreibungsbedingungen nicht beachtet hat, belasten die Kosten nicht mehr denFlughafen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt?

Aus der Talsohle nach oben?

Vor exakt 10 Jahren, im Jahr 2007 hat man die jetzt erhoffte Erfolgsmarke von
2 Millionen Passagieren überschritten (2,15 Mio.). Es war das Jahr der neuen
Billigflieger „Sterling” und „germanwings”. Gemeinsam mit „easyjet” und „wizzair”,
die schon 2004 in Dortmund gelandet waren, stiegen im Jahre 2008 sogar die
Passagierzahlen auf 2,3 Millionen.

Die Finanzkrise bekam auch die Luftverkehrswirtschaft zu spüren, die Zahlen
fielen in den Keller. Fluglärmbetroffene, Umwelt und Klima waren leider nur
zwischenzeitlich die „Profiteure”. Denn bald ging es wieder aufwärts. Jahr
für Jahr vermeldet der Flughafenverband ADV steigende Passagier- und Flugbewegungszahlen. Für den Dortmunder Flughafen ging es zwar aufwärts, aber
immer geringer als der allgemeine Trend. Auch verläuft die generelle Entwicklung
weiterhin in nie zuvor gekannten Turbulenzen. Verlässliche Prognosen sind unmöglich, belegt durch die aktuelle Entwicklung um „Air Berlin”. Als dessen Folge z.B. die Marke „germanwings” von der Lufthansa vom Markt genommen wurde.

Niemand kann voraussagen, wie der Markt in 10 Jahren strukturiert sein wird. Die
Billigfluggesellschaften haben längst auch die Groß-Flughäfen erobert und wollen
dort ebenfalls expandieren. Der Konkurrenzkampf ist unerbittlich und hat prekäre
Arbeitsbedingungen für das Personal zur Folge. Unwirtschaftliche Flugverbindungen
werden eingestellt, manche Fluggesellschaft ist vom Markt verschwunden.

Beispielhaft darzustellen an den im Jahre 2004 von easyjet ab Dortmund bedienten und wieder eingestellten Destinationen Paris, Budapest, Alicante, Mallorca, Nizza, Prag, Rom, Krakau. Inzwischen hat Ryanair Krakau, wizzAir das Ziel Budapest und eurowings Mallorca übernommen.

Dortmund Airport klammert sich an die aktuell vorliegenden Passagierzahlen von
September (188.000) bzw. Januar bis September d.J. (1.496.000) und sieht sich
auf der Erfolgsspur. 8 bis 10 Millionen Passagiere, die in einem Radius von 100 km
um den Flughafen leben, sollen gewonnen werden. Die auch der EU gegenüber
genannten Prognosen nennen 2,28 Millionen Passagiere für das lfd. Jahr und 2,62
Millionen in 2021. Die traumhaft anmutenden Prognosezahlen für die wirtschaftliche
Gesundung des Flughafens gegenüber der EU (bis 2023 eine „schwarze Null”) sind
also längst nicht erreicht.

Die landesweite Bedeutung nimmt ab…

Der Flughafen betont seine Bedeutung als „Nr. 3 der NRW-Flughäfen”,
verschweigt aber seinen Minimal-Anteil am Fluggastaufkommen:

Zeitraum Passagiere total Passagiere DTM DTM Anteil am Aufkommen NRW
I. Halbjahr 2017 19.850.000 930.000 4,69 %
II. – III. Quartal 2017 33.104.000 1.496.000 4,52 %
September 2017 4.333.000 186.423 4,36 %

(Quelle: ADV / Verkehrszahlen – Add. P-Zahlen v. Düss., Köln/Bonn, DTM., Ms/Osn., PAD + Weeze)

Allein ab Düsseldorf + Köln/Bonn flogen in den 9 ersten Monaten d.J.
ca. 29 Millionen Fluggäste! Nach wie vor strömen die Menschen zu den Großflughäfen, zumal von dort inzwischen ebenfalls „Billigflieger” abheben.
Dennoch sieht sich die Geschäftsführung als „internationaler” Flughafen auf
gleicher Ebene mit den „Großen” und beklagt sich über die von der rot-grünen
Landesregierung vorgenommenen Einstufung als „regional bedeutsam” im rechtskräftigen Landesentwicklungsplan. Die neue schwarz-gelbe Landesregierung
reagiert: Sie will alle Flughäfen als landesbedeutsam einstufen. Immer spielen auch
Investitionszuschüsse (gewünschte Bahnverlängerung um 300 m!) aus EU-Mitteln im
Hintergrund mit.

Vermischte Nachrichten

So wenig Sinn es macht, als Einzelkämpfer/in im politischen Alltag zu agieren, so
wenig Sinn macht es für Bürgerinitiativen, allein zu kämpfen.

„Nur gemeinsam sind wir stark!”

Seit über 40 Jahren ist die SGF Mitglied in der „Bundesvereinigung gegen
Fluglärm” (BVF), die Anfang November ihr 50-jähriges Jubiläum in Frankfurt
feierte. Mit interessanten Vorträgen und Meinungsaustausch zu Themen, die den
Fluglärmbetroffenen auf den Nägeln brennen. Ist das vor 10 Jahren nach langen
Kämpfen novellierte „Fluglärmgesetz” eher ein Gesetz, das die Flughäfen vor den
Ansprüchen (auf Lärmschutz) vor den Bürgern schützt und völlig unzureichend. So
blieben die Forderungen an die Politik zur Verbesserung des Schutzes, die Flug- und
Messverfahren, aber auch die neu aufgekommene Problematik der Ultra-Feinstäube
durch Flugzeuge

(www.fluglaerm-mainz.info/fileadmin\Faltblatt_lunge_ultrafeinstaub.pdf).

In einem Schreiben an die Mitglieder der Koalitionsverhandlungen von CDU,
CSU, FDP und B 90 / Die Grünen hat die BVF gemeinsam mit Umweltverbänden
einen Forderungskatalog für die Aufnahme in den Koalitionsvertrag übermittelt.
Die Besteuerung des Kerosins, Aufhebung der Befreiung von der Umsatzsteuer,
Verbesserung des Lärmschutzes, Verlegung von Kurzstreckenflügen auf die
Schiene waren nur einzelne Punkte. Die Lobbyverbände der Luftverkehrswirtschaft
hatten bereits vor der Bundestagswahl ihre Erwartungen übermittelt: u.a. mehr
(finanzielle) Unterstützung, die Aufhebung der Luftverkehrssteuer, Verkürzung der
Genehmigungsverfahren, also Beschneidung von Bürgerrechten.

Letzte Meldungen:

1. Der Aufsichtsrat des Flughafens Münster/Osn. hat eingesehen, dass für
eine Startbahnverlängerung von 2.200 auf zunächst 3.000 / dann 3.600 m
für Interkontflüge kurz- und mittelfristig kein Bedarf besteht und das bereits
2011 vor dem OVG verhandelte Genehmigungsverfahren auf Eis gelegt. Die
Bahnverlängerung war mit 60 Millionen Euro kalkuliert.
2. Auch steht der Siegerlandflughafen mittelfristig vor dem Aus: Der Kreistag
Altenkirchen wie auch der Lahn-Dill-Kreis u.a. drehen den Geldhahn zu. Es gibt
ein kollektives kommunales „Nein” zu Zuschüssen.
Das Minus liegt z.Zt. bei 1,7 Millionen Euro.

Wir wünschen Ihnen eine geruhsame Adventszeit, frohe Weihnachten
und einen guten Rutsch in ein ruhiges, gesundes Neues Jahr!

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