Corona und die Folgen für den Dortmunder Flughafen

Aufgrund der Corona bedingten Reisewarnungen ist der Flugverkehr am Dortmunder Flughafen fast völlig zum Erliegen gekommen. So musste in den Monaten April und Mai ein Einbruch von rund 97,59 % bei den Passagieren und 94,73 % an Flügen beim Pauschal- und Linienverkehr im Vergleich zu den Vorjahres-Monaten hingenommen werden.

Was ein Segen für die lärmgeplagten Anwohner und für das Klima ist, entwickelt sich für den Flughafen und seinen Finanzier, die Dortmunder Stadtwerke, zum Desaster.

WizzAir-Flieger im Landeanflug über Unna-Massen

Auf mindestens 30 Millionen Euro werden hinter vorgehaltener Hand die Verluste für 2020 prognostiziert. Seit 1998 bis 2020 summieren sich die Verluste auf rund 387 Millionen Euro. Dazu kommen indirekte Subventionen wie die Übernahme von Krediten und Pensionsrückstellungen durch die Stadtwerke, die Übertragung von Grundstücken durch die Stadt, die Überlassung von Gesellschafteranteilen an der profitablen Parktochter SBB oder die städtischen Zuschüsse für die Flughafen-Feuerwehr. Insgesamt dürfte sich die Gesamtsumme auf deutlich über 500 Millionen Euro belaufen. Eine Summe mit der sich über einen Zeitraum von 5 Jahren die kostenlose Nutzung von Bus- und Bahn in Dortmund problemlos finanzieren ließe.

Während sich die Industrie- und Handelskammer Dortmund in Zweckoptimismus übt (Tenor: Airport wird sich 2021 von Corona wieder erholen), schwadroniert der SPD-Oberbürgermeisterkandidat Thomas Westphal Flughäfen über einen „Zusammenschluss der Flughäfen Dortmund, Paderborn und Münster zu einem westfälischen Flughafenverbund“. Demgegenüber erklären die Stadtwerke dem WDR, dass „eine Neuausrichtung oder eine Fusion überhaupt kein Thema sei“. Und der Flughafen-Geschäftsführer Udo Mager führt aus, dass frühestens in 2023 die Fluggastzahlen die ursprünglichen Zahlen von 2019 erreichen werden.

Trügerische Hoffnung auf Besserung verbreitet der Platzhirsch am Dortmunder Flughafen, die Billig-Fluglinie Wizz Air: Ab August können Reisende vom Dortmunder Flughafen aus auf die griechischen Inseln wie Korfu, Rhodos und Santorini, ebenso wie nach Fuerteventura oder in die Städte Italiens wie Bari, Catania und Neapel fliegen. Damit Wizz Air sein Angebot ausbaut, werden die – jetzt schon im Vergleich zu anderen Flughäfen niedrigen Gebühren – um 55 Prozent abgesenkt und gleichzeitig Marketingzuschüsse gezahlt. Nur so sind Ticketpreise für einen Flug nach Split für schlappe 30,39 Euro oder nach Fuerteventura von 37,39 Euro möglich. Am Düsseldorfer Flughafen kostet der Flug nach Fuerteventura vom Düsseldorfer Flughafen demgegenüber 124,99 Euro. Bezahlt wird diese Subvention des Flugverkehrs über die Stadtwerke und damit letztendlich von den Dortmunder Gebührenzahlern.

Allein im Jahr 2019 mussten 20 europäische Airlines aufgrund des harten Wettbewerbs den Betrieb einstellen, unter ihnen so bekannte Marken wie Germania und Thomas Cook. Die Corona-Krise wird die Spreu noch deutlicher vom Weizen trennen. Besonders hart betroffen sind die Fluggesellschaften, die ihre Flotten geleast haben und daher jeden Monat die fälligen Raten zahlen müssen, auch wenn die Flugzeuge am Boden stehen. Für die Boeing 737 oder der A320 fallen je nach Ausstattung täglich 10.000 Euro an, für eine A320 Neo deutlich mehr. Wizz Air hat auf dieses Modell gesetzt: 94 % aller Flugzeuge wurden über Leasingverträge beschafft.

Air France streicht wegen der Corona-Krise mehr als 7.500 Stellen – trotz Staatshilfen rund die Hälfte davon über Entlassungen. Wegen der Corona-Krise muss Airbus weltweit rund 15.000 Stellen streichen, darunter mehr als 5.000 in Deutschland. Sowohl die Zahl der in Berlin stationierten Flugzeuge als auch die Arbeitsplätze in der Hauptstadt will Easyjet nahezu halbieren. Ryanair droht seinem fliegenden Personal auf breiter Front mit Entlassungen, wenn es sich nicht zu einem Gehaltsverzicht von bis zu 20 Prozent bereit erklärt. Bei Air France sollen nach Gewerkschaftsangaben bis zu 7.500 Stellen gestrichen werden. Der Flughafen Düsseldorf will nach Verdi-Angaben 600 Arbeitsplätze abbauen – das wäre etwa jeder vierte Job. Der Frankfurter Flughafen Fraport trennt sich von 3.000 bis 4.000 Mitarbeiter seiner 22.500 Mitarbeiter bis 2024.

So auch der Flughafen Dortmund:
Geplant ist ein Personalabbau durch Nichtbesetzung von ausscheidenden Mitarbeiterstellen. Qualifizierte Mitarbeiter, die am Flughafen nicht mehr benötigt werden, sollen bei anderen kommunalen Unternehmen oder bei der Stadt eingesetzt werden, so der Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke.

Als „sogenannter“ Job-Motor hat der Dortmunder Flughafen ausgedient. Was damals als „Airport für den Geschäftsflugverkehr“ propagiert worden ist, ist heute ein verlustträchtiger Flughafen für Billigflieger mit dem Hauptakteur Wizz Air, über den künftig über 80 % aller Fluggäste abgewickelt werden.

Zum Geschäftsgebaren lässt Wizz Air-Chef József Váradi niemanden in Zweifel: „Wir haben derzeit viele Möglichkeiten. Covid-19 hat nicht nur die Fluggesellschaften unter Druck gebracht, sondern auch die Flughäfen. Viele Airports flehen uns an um unsere Kapazität.“ Oder aber zur Frage, warum Gewerkschaften in seiner Airline unerwünscht sind: „Gewerkschaften zerstören das Geschäft. Wenn die Gewerkschaften versuchen, uns zu erwischen, dann schließen wir einfach die Basis und ziehen weiter. Das ist das Schöne bei einer Airline, die so flexibel ist wie unsere: Wir können einfach unsere Flugzeuge zu einem anderen Flughafen verlegen.“

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