Fluglärm, wie er gemessen und wie er von den Genehmigungsbehörden gewichtet wird

Alle Flughäfen sind gemäß § 19a Luftverkehrsgesetz (LuftVG) verpflichtet Messstellen zur Erfassung des auftretenden Fluglärms zu betreiben. Die jeweiligen Standorte werden in Abstimmung mit der zuständigen Luftaufsichtsbehörde, für den Dortmunder Flughafen ist dies die Bezirksregierung Münster, und der örtlichen Fluglärmkommission festgelegt.

Der Dortmunder Flughafen betreibt insgesamt drei stationäre Fluglärmmessanlagen. Diese befinden sich in Unna-Massen, Siegfriedstraße 28a und Dortmund-Aplerbeck, Schleefstraße 12, jeweils unterhalb der Anfluggrundlinie, sowie seitlich des Flughafens in Dortmund-Wickede, Langschedestraße 41.

Übersicht der Flughafen betriebenen Lärm-MessstationenQuelle:  Flughafen Dortmund
Übersicht der Flughafen betriebenen Lärm-Messstationen
Quelle: Flughafen Dortmund

In monatlichen Abständen werden die Messewerte der vom Flughafen betriebenen Messstationen veröffentlicht. Siehe hierzu den Link:

Aber Vorsicht: In der Regel ist man/frau nach Durchsicht dieser Tabellen mehr verwirrt als informiert.

Die Schutzgemeinschaft betreibt demgegenüber 5 Lärm-Messstationen und zwar an den Standorten:

–           Glatbekenweg in Dortmund
–           Auf der Horte in Dortmund
–           Meinbergstraße in Dortmund
–           Birkenweg in Unna
–           Karlstraße in Unna

Weitere SGF-Messstationen werden demnächst in Hörde, Berghofen und Brackel errichtet. Weitere Stationen insbesondere im Unnaer Raum können folgen, sobald sich Interessenten melden.

Startende und landende Flugzeuge erzeugen im Gegensatz zum Straßenverkehr einzelne sehr laute Lärm-Ereignisse. Beispielsweise wurde am 16.05.2024 durch die von der SGF betriebene Messstation an der Sonnen-Grundschule, Unna-Massen Überfluggeräusche von bis zu 85 dB(A) ermittelt. Ein geordneter Schulbetrieb ist damit bei geöffneten Fenstern eigentlich nicht mehr möglich gewesen.

SGF-Messstation Sonnen-Grundschule, Unna-Massen,Messwerte vom 16.05.2024
Quelle: Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund - Kreis Unna e.V.
SGF-Messstation Sonnen-Grundschule, Unna-Massen,
Messwerte vom 16.05.2024
Quelle: Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Kreis Unna e.V.

Demgegenüber wird durch den Autoverkehr ein geringeres, aber aufgrund der Vielzahl der Fahrzeugbewegungen ein andauerndes Geräusch erzeugt. Als Vergleich sei der Abstand zwischen der Sonnen-Grundschule und der Bundesstraße B1 mit ca. 800 m genannt. Demgegenüber beträgt der Abstand zwischen der Schule und dem Aufsetzpunkt der landenden Flugzeuge am Dortmunder Flughafen rund 1,8 km. Die Sonnen-Grundschule wird allerdings in einer Höhe von 300 m regelmäßig überflogen. Dieser Fluglärm breitet sich ungestört in allen Richtungen aus, während der Lärm des nahe liegende B1- Autoverkehrs durch den Gebäudebestand abgeschirmt wird. Daher auch die größere Sensibilität von Flughafenanwohner gegenüber anderen Lärmquellen.

Das deutsche Regelwerk zur Beurteilung von Lärm wird diesem Aspekt nur unzureichend gerecht. Gegenübergestellt werden in der Regel gemittelte Dauerschallpegel, man spricht vom sogenannten äquivalenter Dauerschallpegel (LAeq). Als Beispiel wird auf das nachfolgende Bild verwiesen, welches aus der Website „Das Fluglärm Portal“, herausgegeben vom Lobbyverein „Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V.“, entnommen worden ist.

Typische Schallpegelverläufe für den Flug- und StraßenverkehrGleich hohe Dauerschallpegel trotz unterschiedlicher Verläufe möglich
Quelle: Flughafen München
Typische Schallpegelverläufe für den Flug- und Straßenverkehr
Gleich hohe Dauerschallpegel trotz unterschiedlicher Verläufe möglich
Quelle: Flughafen München

Die Botschaft soll lauten: Fluglärm ist im Durchschnitt nicht lauter als der Autoverkehr ist. Und der wird ja von uns allen verursacht wird.

Das aber bereits zwei bis drei Überflüge völlig ausreichen, um die Anwohnerschaft aus ihren gewohnten Schlafrhythmen zu reißen, wird dabei geflissentlich übersehen.

Aus den Daten des Flughafens lässt sich nicht entnehmen, welches Flugzeug konkret für eine Störung der Nachtruhe verantwortlich war.

Daher auch die damalige Entscheidung des früheren SGF-Vorstandes in eigener Regie Messstationen zu betreiben. Mit Unterstützung unserer Partnerorganisation „Deutscher Fluglärmdienst e.V.“ erfassen wir von über die Transpondersignale der einzelnen Maschinen folgende Daten :

–           Typ der Maschine und Fluggesellschaft
–           Start- und Ziel-Flughafen
–           Flughöhe und -geschwindigkeit
–           Flugroute mit Datum und Uhrzeit
–           Überfluggeräusche an den einzelnen Messstationen

Damit haben wir die Möglichkeit selbst im Nachgang auf Grundlage eigener Messwerte sämtliche Vorfälle rund um den Flughafen zu recherchieren. Seien es Wirbelschleppenvorfälle, verspätete Starts oder Landungen,  abgebrochene Landungen, Abweichungen von der eigentlich Flugrouten, die häufig vergessenen Hubschrauberflüge, Trainingsflüge von Fluggesellschaften und vieles mehr…

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